Lade Veranstaltungen

Klonen statt Sex? Der Mensch zwischen Natur und Künstlichkeit bei M. Houellebecq

Prof. Dr. Thomas Klinkert, Romanisches Seminar, UZH

Michel Houellebecq zeichnet in seinen Romanen ein sehr negatives Bild menschlicher Intimbeziehungen. Die Sexualität sei in der Moderne zu einem Konsum- und Tauschobjekt geworden, was zu enormer Ungleichheit führe. Bestimmte Menschen hätten ein Übermass an sexuellen Kontakten, anderen bleibe der Zugang zur Sexualität verwehrt. Zugleich zerbreche die Familie als gesellschaftliche Basis. In «Les Particules élémentaires» (1998) und «La Possibilité d’une île« (2005) entwirft der Autor eine pessimistische Zukunftsvision, in der die Menschheit die Probleme der Sexualität dadurch überwindet, dass sie zur Reproduktion durch Klonen übergeht. Mit seiner Bezugnahme auf biologisches Wissen steht Houellebecq in einer im 19. Jahrhundert beginnenden Tradition, die sich mit Autoren wie Balzac und Zola verbindet. An seinem Werk lässt sich beispielhaft zeigen, welchen Beitrag Literatur zur Reflexion des Menschen über seinen Stellenwert zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit leisten kann.