Evolution in Aktion: Wettrüsten auf dem Acker
Evolution bedeutet, dass sich Populationen über Generationen hinweg ändernden Umständen anpassen. Das gilt auch für Schädlinge, die auf neu gezüchtete, resistente Getreidesorten treffen. Obwohl uns immer wieder Erfolge gelingen: Die Natur hält mit und stellt uns stets vor neue Herausforderungen.
Seit jeher züchtet der Mensch Getreidesorten mit dem Ziel, besonders ertragreiche und zeitgleich widerstandsfähige Pflanzen zu erschaffen. Die Natur ihrerseits erwidert das menschliche Unterfangen mit der schnellen Evolution neuer Krankheitserreger. Zu den gefürchtetsten Schädlingen im Getreideanbau gehört der Mehltau – ein Pilz, der den Ernteertrag drastisch reduziert. Seit seiner Entstehung vor über 10’000 Jahren hat sich der Mehltau beständig mit dem Getreide weiterentwickelt, denn jede Getreideart kann nur durch die passende Spezialform des Mehltaus befallen werden.
Die Getreidesorte Triticale galt lange als resistent gegen Mehltau, doch auch hier entstand letztlich eine neue Mehltau-Form, die die Resistenz des Wundergetreides zu umgehen wusste. Der Triticale-Mehltau ist eine Kreuzung (Hybridisierung) jener Mehltau-Spezialformen, die die Vorfahren der neuen Getreidesorte Triticale befielen. So haben sich – analog zu den gekreuzten Triticale-Eltern Weizen und Roggen – auch deren Mehltau-Spezialformen gekreuzt. Auf die künstliche, menschengemachte Hybridisierung des Getreides folgte also eine natürliche, zufällige Hybridisierung von Weizen- und Roggen-Mehltau womit die Nachkömmlinge dieser Kreuzungen als Wirt und Schädling wieder kompatibel waren.
Entlang der Verbreitungsrouten des Weizens kam es wohl häufig zu solchen genetischen Vermischungen verwandter Mehltau-Arten: besonders deutlich wird das bei den vielen amerikanischen Weizensorten, die in den letzten 120 Jahren für die Kreuzung mit traditionellen ostasiatischen Weizensorten nach Japan gebracht wurden. Der ebenfalls importierte amerikanische Mehltau hybridisierte mit der lokalen Mehltau-Variante, so dass die entstandenen Mehltau-Mischformen die neu gezüchteten Weizensorten erfolgreich befallen konnten.
An unserem Stand stellen wir Forschungsprojekte vor, die diesen Wettlauf zwischen Mensch und Natur untersuchen. Kommen Sie vorbei und hören Sie die Geschichte des «Wunder»-Getreides Triticale, erfahren Sie in einem Kurzfilm mehr über Mehltau, oder versuchen Sie, im Ratespiel verschiedenen Getreidesorten den passenden Schädling zuzuordnen.
